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"Es war mir ein inneres Blumen Pflücken"

Charmante Begegnungen, interessante Gespräche, spannende Lebensgeschichten und kurzweilige Interviews – als Redakteurin erlebt man im Laufe der Jahre so einiges. Amüsantes, aber auch Ärgerliches. Menschen, die die eigenen Mundwinkel nach oben bewegen und Menschen, die zum persönlichen Nachdenken anregen. Menschen, die an Oberflächlichkeit oder Arroganz nicht mehr zu überbieten sind, aber auch Menschen, die man gern noch näher – über das Interview hinaus – kennenlernen möchte. Als Redakteurin darf man aber auch einige Menschen seine beruflichen Wegbegleiter nennen, die punktuell über die Jahre hinweg immer wieder in Erscheinung treten.

Besonders schön ist es, wenn plötzlich junge Menschen auf der politischen Bühne erscheinen, die nach Jahrzehnten der journalistischen Beobachtung auch wieder Hoffnung machen. Hoffnung auf eine Minderung der Politik-Verdrossenheit in unserer Gesellschaft. Wie jener junge Mann von gerade einmal 25 Jahren, der bei vielen Fragen unseres Gesprächs mehr Kompetenz und Souveränität aufweisen konnte als so mancher ältere Polit-Haudegen. Auf die Frage nach Erlangung seiner Kompetenzen kam prompt die Antwort, er eigne sich zu bestimmten Themen auch immer das Wissen an und engagiere sich gerne dort, wo auch beruflich sein Schwerpunkt liege. Sein Einstieg in die Politik sei ein selbstinitiativer, aktiver gewesen und er wünsche sich von mehr jungen Menschen Engagement – wofür auch immer. Denn nur durch persönliches Engagement verändere sich in unserer Gesellschaft oder politisch etwas. "Mir fehlt bei den Menschen dieses 'Brennen für etwas'!" – das reiche sogar bis in die Datingwelt, schmunzelt der höfliche Jungpolitiker in meine Richtung und streut mir am Ende auf eine Art und Weise Rosen, wie ich es in 20 Jahren noch nicht erlebt habe: "Unsere Begegnung war mir ein inneres Blumen Pflücken!"

Ein Kompliment, welches wir alle ruhig öfters in zwischenmenschliche Begegnungen streuen könnten ... (B. Windwarder)

Charmant und spritzig

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"Spatzi" – ein Kurzfilm von Stefan Zeiler und Tobias Vees, der mit Charme und viel Augenzwinkern vom Gedanken- und Gefühlschaos zum ersten Sex erzählt. In zehn Minuten wird kurz und knackig alles, was um das erste Mal herumkreist, auf den Punkt gebracht – und das nicht nur über die Dialoge, sondern vor allem auch durch Bildsprache, Gestik und Szenenfolge. Die "richtige" Performance beim Sex beschäftigt die jungen Menschen in "Spatzi" genauso wie die große Frage, zu welchem Zeitpunkt sage ich: "Ich liebe Dich", oder: "Darf ich vor meinem Partner furzen?". Damit spricht der Kurzfilm nicht nur Teenager an, sondern trifft mit seinen Inhalten die Gemütslage aller Altersgruppen. Denn vieles macht uns nicht nur beim "ersten Mal" Sorgen.

Ebenso charmant die Crew und die beiden jungen Filmemacher, die sich bei der Premiere am 29. August im Cinema Paradiso in Baden den Fragen des Publikums stellten. Bleibt nur zu wünschen, dass "Spatzi" seinen Auftritt bei Filmfestivals bekommt und sich auch künftig viele Förderer für die Ideen der beiden Filmschaffenden finden und damit die Filmszene Österreichs belebt wird. (B. Windwarder)

Mehr Infos zu Spatzi unter linktr.ee

Extravaganzen und Absurditäten

Extravaganz und Kunstgenuss auf höchstem Niveau  bot auch heuer wieder das Stationentheater unter der Regie von Bruno Max im Bunker Mödlings. Dramaturgie, Schauspielkunst, Rauminstallation und musikalische Einlagen regten zum augenzwinkernden Nachdenken über Österreichs Historie an.

Von regierenden Dokumentenfälschern, lesbischen Erzherzoginnen, transvestitischen Kaiserbrüdern und Chlor-reichen Heiligen bis zu nasenlosen Exhibitionisten, hochherrschaftlichen Sexualtherapeuten, geistig beschränkten Knödelliebhabern und alternativen Totalaussteigern erzählte der neueste künstlerische Geniestreich Bruno Max‘ im Mödlinger Bunker.  Das Haus Habsburg hat der Geschichte mehr geliefert als Maria Theresia, Franzl und Sisi  – wie die Absurditäten in der Sichtweise von Begriffen wie Herrschaft, Adel und Besitztum in diesem extravaganten Stationentheater aufzeigten. Der Luftschutzstollen Mödling mutierte in diesem Jahr zu einer Dependance der Kapuzinergruft und öffnete auf äußerst unterhaltsame Weise den Giftschrank der österreichischen Monarchie.
Ein Abend, der über 600 Jahre  Sex & Crime & Kaiserschmarrn unseres früheren Reiches erzählte, und von Zitaten, grellen Kostümen, subtil inszenierten Rauminstallationen und feinstens durchdachten Details bei den Requisiten lebte. In gewohnter Max-Manier wurden hier Szenen aneinandergereiht und zu einem Stück verwoben, bei dem der Besucher beim Entdecken jedes noch so kleinsten Details und Zitats das eine oder andere Mal schmunzeln musste, aber auch nachdenklich ob der Grausamkeiten unserer Historie wurde. Da tummelten sich Degenerierte, gänzlich Unfähige,  echte Verbrecher, Wüstlinge und allerhand bizzare Figuren hervorragend dargestellt durch ein eingespieltes Ensemble mit Schauspielern wie Christina Saginth als Frau Sacher, Sam Madwar als Kaiser Friedrich III., Wolfgang Lesky als Kaiser Maximilian I., Lotte Loebenstein als Maria Theresia, John Fricke als Fürst Metternich und dem wunderbaren Bernie Feit als Kaiser Franz Josef. Gewürzt  wurde die ganze Kunstmelange noch mit musikalischen Einlagen, die bis hin zur Rap-Parodie überraschten. Ein empfehlenswerter Abend, ein Bruno Max, der wieder einmal überraschte und zum Nachdenken anregte, denn: „Die Lächerlichkeit der Herrschenden ist heute auch nicht viel anders als zu jener Zeit“, wie es Max selbst in seinem Programm auf den Punkt bringt. 
Mehr Infos: www.theaterzumfuerchten.at  (B. Windwarder)

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